Teresa von Avila: aktuelle Mystikerin in Münchberg

Ein schwülwarmer Sommerabend im Sevilla des Jahres 1575: in diese Atmosphäre ließen sich die zahlreichen Besucher in der Münchberger Kirche „Zur Himmelspforte“ hineinversetzen. Die Künstlerin Miriam Küllmer-Vogt war auf Einladung des Evangelischen Bildungswerkes zur Gast und verzauberte die zahlreichen Besucher*Innen mit dem Kammer-Musical: „Den Himmel um jeden Preis“.

Im Dialog mit ihrem Bruder Lorenzo, der aus Südamerika zurückgekehrt ist, erzählt Teresa von Avila ihr Leben: wie sie als Tochter konvertierter sephardischer Juden Nonne im Kloster „unserer Lieben Frau von der Menschwerdung“ wird. Wie sie nach Krankheit und Lähmung erkennt, dass dieses durch Ängste und Pflichten bestimmte Klosterleben sie nicht frei macht. „Hätte Gott nicht gewollt, dass ein Mensch fröhlich lacht, ja, dann hätt er die Welt nicht so fröhlich gemacht“ singt die Künstlerin. Tue Deinem Leib Gutes, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen. Gott bewahre uns vor Heiligen, die griesgrämig sind!

Teresa von Avila gründet eigene Klöster und ist die erste Frau der Weltgeschichte, die zur Kirchenlehrerin ernannt wurde. Jahrhunderte vor gesetzlicher Gleichberechtigung sind ihre Schriften, Visionen und Gebete bis heute wegweisend. „Meine Seele soll ein Garten sein, in dem Gott gerne wandert“. Feministisches Empowerment und Wegbereiterin moderner Meditation: die Heilige Teresa von Avila ist hochaktuell: auf der siebten Stufe ihres Reifungsprozesses hin zur inneren „Burg aus Kristall“, hat die Seele hat ihr Ziel erreicht: „ich kreise nicht mehr um mich selbst und kann grenzenlos lieben“. Die Künstlerin Küllmer-Vogt hält sich an historische Fakten und Originalzitate, und so ist von der Heiligen Teresa von Avila überliefert: „So bete ich jeden Tag dafür, dass ich nicht, wie dieser Ketzer Martinus Luther eine eigene Kirche gründen muss. Das wäre schrecklich. Ich will doch einfach nur die Kirche, in der ich lebe, wieder daran erinnern, wozu sie ursprünglich mal gegründet wurde: Um eine Gemeinschaft zu sein, in der Menschen Gott begegnen können. Nichts anderes wünsche ich mir für meine Klöster“. Und 448 Jahre später werden sich die Besucher noch lange erinnern an diesen schwülwarmen Sommerabend in Sevilla, oder war es Münchberg?